10 Jahre Rufbus Freising
Günstig und unkompliziert von A nach B

„Wo wir hinwollen, wollen wir auch hinkommen – und wieder sicher nach Hause“. Solche oder ähnliche Sprüche haben Simon Schindlmayer, Martin Wiesheu (damals KJR Vorsitzender) und einige Mitglieder der Jusos oft aus dem Mund von Jugendlichen gehört, als sie 2001 auf die Idee kamen, ein bezahlbares Beförderungssystem für Jugendliche, kurz Rufbus genannt, im Landkreis ins Leben zu rufen. Dass sich diese Idee zu einem mittelständischen Mietwagenunternehmen mit 230 ehrenamtlichen Helfern, einem eigenem Büro und zwei eigenen Fahrzeugen entwickeln würde, das in den vergangen zehn Jahren über 100.000 Jugendliche Wochenende für Wochenende durch den Landkreis chauffieren würde, wusste damals noch niemand.

Angefangen hat alles im Jahr 2001 mit einer Umfrage unter Jugendlichen, durchgeführt vom Kreisjugendring Freising (KJR), die gezeigt hatte, dass ein sehr großer Bedarf für einen Fahrservice besteht, der Jugendliche abends günstig und unkompliziert von A nach B bringt. „Im Landkreis Freising gab es keine bezahlbaren Angebote für Jugendliche“, erklärt Rufbus-Vorsitzender Gerhard Knoll.
So fiel der Startschuss für eine erste vierwöchige Testphase Anfang 2002. Nach diesem Monat sollte noch ein zweiter Versuch – diesmal über sechs Wochen im Sommer – unternommen werden. Wie nicht anders zu erwarten war auch der zweite Start ein großer Erfolg und einem Dauerbetrieb stand nur noch ein finanzielles Konzept und einige kritische Stimmen im Weg die befürchteten, der Rufbus fahre die Jugendlichen nur zum „saufen und Party machen“ durch den Landkreis. „Es geht um mehr als nur darum, betrunkenen Jugendlichen von der Party nach Hause zu fahren. Es geht um Sicherheit und Zuverlässigkeit“, so der Vorstand Gerhard Knoll.

Mit dem Landkreis Freising wurde nach längerer Diskussion ein Konsens über die Finanzierung erarbeitet und der Rufbus war geboren. Zunächst mit 34.000 Euro gesponsert, reichte das Geld für einen Betrieb an 23 Wochenenden. Busse mussten organisiert werden, ehrenamtliche Helfer mobilisiert, ein Tarifsystem entwickelt und eine Organisation für Strecken und Auslastung der Busse gefunden werden bevor es losgehen konnte. „Chaotisch war es schon, am Anfang durften wir noch die damaligen Räumlichkeiten des KJR in der Gartenstraße nutzen und haben an einer Pinnwand mit Zetteln Aufträge und Busnummern zugewiesen“, berichtet Knoll lachend von den ersten Wochen des Rufbusses. Anfangs wurden die Busse auch noch von Organisationen wie den Maltesern, der Lebenshilfe und den Johannitern ausgeliehen „An eigene Busse war damals noch nicht zu denken, zum einen hat das Geld gefehlt, zum anderen waren unsere Erfahrungen über den Bedarf und die Auslastungen noch nicht vorhanden“, erklärt der 47-jährige Ingenieur weiter, der selbst als Rufbusfahrer im Einsatz ist.

Nach einem Jahr hat sich der KJR dann vollständig aus dem Projekt zurückgezogen, der bayrische Jugendring hatte damals entschieden, dass so ein Fahrservice nicht zu den Aufgabenfeldern der Jugendarbeit gehört. Die Jugendlichen nahmen den Rufbus allerdings weiter gut an, die Besucherzahlen stiegen Wochenende für Wochenende, immer mehr Haltestellen kamen hinzu. Das lag nicht zuletzt an einem simplen und günstigen Tarifsystem: ein Euro Anfahrtspauschale, einen weiteren Euro je fünf Kilometer Luftlinie und einem Kostenlimit von sechs Euro. Eine Mindestbesetzung der Busse ist nicht nötig.
Somit war der Rufbus schnell seinen Kinderschuhen entwachsen, neue Räumlichkeiten mussten gefunden werden und die Disposition wurde automatisiert, da die bisherige Planung mit Pinnwand und Zetteln nicht mehr ausreichend war. Die Zentrale an Wochenenden wurde im Marstall in den Räumlichkeiten des Landratsamts errichtet.

„Der Erfolg hat uns natürlich gefreut, doch mit der Größe des Unternehmens und dem waschenden Zuspruch ist allerdings auch die Verantwortung gewachsen“, erklärt Knoll.
Früher musste der Betrieb oftmals wegen Geldproblemen unterbrochen werden. Seit 2004 steht die Finanzierung auf sicheren Beinen. Ungefähr 30 Prozent der Kosten werden durch die Einnahmen aus dem laufenden Betrieb gedeckt. „Von den Gebühren können wir aber nur die Benzinkosten zahlen“, schmunzelt Knoll, Der Rest wird von festen Sponsoren wie beispielsweise der Sparkasse und der Förderung durch den Landkreis mit 55.000 Euro getragen. Dadurch ist ein ganzjähriger Betrieb an 33 Wochenenden (ohne Ferienzeiten) sichergestellt.

Inzwischen hat der Rufbus nicht nur eigene Räumlichkeiten mit Büro, Zentrale und Aufenthaltsraum in der Mainburger Straße 9, auch eine eigene Dispositionssoftware zur Koordination der Fahrtaufträge ist dazu gekommen. Diese ermittelt nach Eingabe der Eckdaten für eine Route die Gebühren für eine Fahrt und verschickt automatisch eine SMS mit allen Infos und der Buchungsnummer sowohl an den Kunden als auch an den Fahrer. Dank der Software, die man eigens programmieren hat lassen, wurde nicht nur die Disposition erheblich vereinfacht und verbessert, es konnte auch die Wartezeit der jungen Kunden von 15 Minuten auf fünf Minuten reduziert werden. Bereits seit sieben Jahren ist auch die sogenannte Ruf buscard im Einsatz, auf der Kundenummer, Name, Adresse und Telefonnummer der Kunden gespeichert sind. Bei der Bestellung muss nur noch die Kartennummer angegeben werden und sofort sind für den Mitarbeiter in der Zentrale am Telefon alle Daten verfügbar. Auch so wird Zeit gespart und der Ablauf wieder ein Stück optimiert.

Ein ganzjähriger Betrieb an 50 Wochenenden jährlich sei zwar mal angedacht gewesen jedoch nicht umzusetzen, erklärt Knoll, da viele ehrenamtlichen Helfer selbst Eltern sind, die in den Ferien nicht zur Verfügung stünden und auch mal eine Erholungspause bräuchten. Außer vier bis fünf Minijobbern, die als Koordinatoren eingesetzt werden, um das kommende Wochenende zu planen, unterstützen 230 ehrenamtliche Helfer als Fahrer und Helfer die Organisation.
An einem normalen Wochenende mit 5 Bussen sind zwischen 50 und 60 Leute im Zwei-Schichtbetrieb zwischen 19 und 4 Uhr nachts im Einsatz, um einen sicheren und reibungslosen Fahrservice zu gewährleisten. Aus Sicherheitsgründen ist auch immer ein Beifahrer mit an Bord, der die Aufträge entgegennimmt, die Fahrpreise kassiert und auf das Benehmen der Fahrgäste achtet. Äußerst selten ist es in den vergangen zehn Jahren vorgekommen, dass sich Fahrgäste daneben benommen haben. Der Vorstand selbst ist auch ein besorgter Familienvater und geht mit gutem Beispiel voran: Er gibt seinen Kindern immer zehn Euro mit, damit sie mit dem Rufbus durch den Landkreis fahren können, erzählt der 47-jährige Familienvater. Auch andere Eltern bestellen schon mal für ihre Kinder den Fahrservice, um ein gutes Gefühl zu haben, weiß der Vorsitzende zu berichten.

Helfer fehlen an vielen Stellen, wünschenswert wäre es für das Unternehmen, wenn jeder Helfer einmal im Monat mithelfen könnte, allerdings ist auch jeder willkommen, der nur wenig Zeit aufbringen kann. „Umso mehr Helfer der Rufbus bekommt, umso mehr können auch die übrigen Helfer entlastet werden“, berichtet Gerhard Knoll. Mitmachen darf man beim Rufbus ab 16 Jahren als Beifahrer, Zentralenhelfer oder Telefonist, nur Fahrer darf man erst ab 21 Jahren werden. Dazu sind ein Personenbeförderungsschein und ein polizeiliches Führungszeugnis nötig. Die Kosten hierfür werden allerdings komplett getragen. Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich gerne telefonisch (08161 / 17 33 51) oder per Mail (info@rufbus-freising. de) an das Rufbusteam wenden.

10 Jahre Rufbus – skurrile Fakten & große Zahlen:
Fahrgäste: 115.000 beförderte Jugendliche ehrenamtliche Helfer: 230 Leute arbeiten ehrenamtlich beim Rufbus, zusammen haben sie 150.000 Stunden ehrenamtlich gearbeitet. (20 Mitarbeiter beim Förderverein Subfur e.V.)
zurückgelegte Kilometer: ca. eine halbe Million Kilometer zurückgelegt, das entspricht über 11 mal um die Erde
Fahrzeuge: aktuell zwei eigene Busse. Vor drei Jahren (2009) Kauf des ersten Busses. 2011 Kauf eines zweiten Busses, ermöglicht durch Großspende vom Lions Club Freising über 20.000 Euro. Zusätzlich werden zwischen 2 und 4 weitere Busse (je nach Bedarf) von Busunternehmen angemietet.
skurril: es werden mehr Leute nach Mitternacht nach Hause befördert als vorher zu den Festen und Feiern hingefahren.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juli/August 2012.
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