Barrierefreiheit am Marienplatz
„Die Räder stehen da einfach besser“

Wer in Freising mit dem Rollstuhl unterwegs oder auf einen Rollator angewiesen ist, für den ist die Fortbewegung innerhalb der Domstadt nicht immer sehr einfach. Gerade die Bereiche an und um den Marienplatz herum stellen sprichwörtlich ein hartes Pflaster dar. So wird aus einem einfachen Marktbesuch schnell eine sehr holprige Angelegenheit, wenn die breiten Fugen des Kopfsteinpflasters auf beiden Seiten der Unteren Hauptstraße die Räder der Gehhilfe verschlingen.

Seit 2006 jedoch wurde die Situation hier deutlich verbessert. So verlegte man zunächst auf dem Marienplatz zwischen Rathaus und Marktbrunnen sowie vier Jahre später vis-a-vis entlang des Asamkomplexes etwa 1 Meter breite, abgeschlossene Granitplatten, welche seitdem die Fortbewegung an diesem hoch frequentierten Ort wesentlich barriereärmer gestalten.

Doch gerade zu Marktzeiten ist und bleibt der Marienplatz auch heute noch ein neuralgischer Punkt. So werden auf dem eigentlichen Platz die Granitplatten von Verkaufsständen besetzt, da die Marktfläche hier bis hin zum Randstein reicht. Und auf der gegenüberliegenden Straßenseite wandelte sich der Nutzen der Platten sehr schnell zu einer konträren Funktion: Fahrradstellplätze. Denn, ist der Markt gut besucht und spielt auch das Wetter mit, so erledigen viele Freisingerinnen und Freisinger ihre Besorgungen mit dem Rad. Und mangels einer ausreichenden Zahl an Fahrradständern wird dann zum Abstellen der Drahtesel gerne die in unmittelbarer Nähe angesiedelte, ebene Granitzeile verwendet.
„Die Räder stehen da einfach besser, ganz klar“, weiß auch Sven-Eric Dietl vom Freisinger Ordnungsamt. „Zwischen den Pflastersteinen gibt es breite Fugen und da kann es natürlich passieren, dass das Rad umfällt.“ So bevorzugen viele die sicherere Variante und parken ihr Gefährt unbewusst auf der eigentlich zur Fortbewegung gedachten Alternativfläche. „Der Erste stellt sein Radl da hin und kurz darauf fangen auch alle anderen damit an.“

Die Stadt Freising ist sich der Problematik wohl bewusst. „Wir haben natürlich den Missstand erkannt“, erklärt Dietl. „Nur haben wir das Problem, dass wir mit unseren Mitteln der Straßenverkehrsordnung rechtlich keine Möglichkeit haben, dagegen vorzugehen.“ Doch der Leiter des Amts, das für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist, weist andere Möglichkeiten auf. „Wir werden versuchen, hier einfach Akzeptanz herzustellen. Es liegen schon ein paar Vorschläge vor, die momentan noch intern diskutiert werden. Da ist die Tiefbauplanung mit dabei, auch das Planungsamt ist betroffen und natürlich die Behindertenvertreter. Das Ganze dürfte sich jetzt relativ schnell klären.“
Bis dahin kann hier aber jeder Freisinger mithelfen, das richtige Bewusstsein zu schaffen. Wer mit Freunden, Familienmitgliedern oder Kollegen am Marienplatz unterwegs ist, der kann jederzeit durch einen kurzen Hinweis deutlich machen: Wenn schon mitten auf dem Gehweg parken, dann wenigstens auf dem Kopfsteinpflaster.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2012.
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