Der Kulturbote bringt’s: Bands – Bühne – Biergarten
Siebzehn Tage lang Live-Musik am Vöttinger Weiher

Ganz vorne in der ersten Reihe stehen, seinen Idolen lauthals zujubeln, sich dicht an dicht im Takt wiegen und seiner Begeisterung für die Musik freien Lauf lassen – all das geht ja gerade nicht. Deshalb haben sich die Freisinger „Eventunion“ und der SV Vötting-Weihenstephan ein ganz neues, ganz spezielles Format überlegt, wie man Live-Musik corona-gerecht feiern und zelebrieren kann. Die Idee ist so einfach wie genial: ein großer Biergarten unter freiem Himmel, eine Live-Bühne mit Bands der Extra-Klasse, mit Lokalkolorit, einer Plattform für Gruppen aus der Region und DJs, die für kultige Hintergrundmusik sorgen.

Der „Kulturbote“ bringt all das auf den Punkt. Und zwar am Vöttinger Weiher, auf dem ehemaligen Bolzplatz des SV Vötting-Weihenstephan. Der Name steht sinnbildlich für siebzehn Tage lang Live-Musik und Biergarten-Atmosphäre. Für trendige Musik und bayerische Gemütlichkeit. Von Freitag 27. August bis Sonntag 12. September ist frei nach dem Motto „Bands – Bühne – Biergarten“ immer etwas geboten am Vöttinger Weiher. Das Line-Up kann sich wahrlich sehen lassen. Headliner wie „Dicht & Ergreifend“, wie Konstantin Wecker, wie die „Jazzrausch Bigband“ oder das Projekt „CubaBoarisch2.0“ versprechen eine Mischung, die es in sich hat, die für beides, für Live-Musik-Vergnügen und für Gaudi im Biergarten spricht.

Zehn Spitzenbands stellt der „Kulturbote“ auf die Beine, die Bandbreite reicht von Austro-Pop über alpenländischen HipHop bis hin zu Folk und Gypsy-Rock. Sogar Techno-Fans kommen auf ihre Kosten. Doch abgesehen von den großen Namen sind die Planungen noch nicht komplett abgeschlossen. Das finale Programm wird zeitnah auf der Website www.eventunion.events, im Programmheft und über die Social-Media-Kanäle bekannt gegeben.

Aufgrund von Covid-19 ist die Besucherzahl auf 500 Personen begrenzt. Die Veranstalter haben in Absprache mit dem SV Vötting-Weihenstephan und in Abstimmung mit der Stadt Freising aber ein Konzept entwickelt, das eine corona-konforme Durchführung garantiert. Will heißen: Alle Auflagen werden erfüllt, alle diesbezüglichen Regeln werden eingehalten.

Furios geht’s gleich los am ersten Wochenende, am Freitag, 27. August um 19.30 Uhr, und zwar mit der „Jazzrausch Bigband“. Der Name ist Programm. Dynamischer, treibender und ansteckender hat sich eine Blaskapelle noch nicht Bahn gebrochen. Das 25-köpfige Ensemble hat dem Genre eine ganz neue Dimension gegeben. Ein Live-Act, der an Druck und Präzision jedenfalls nicht zu überbieten ist.

Tags darauf, am Samstag, 28. August um 20 Uhr, stehen doch glatt „Dicht & Ergreifend“ auf der Vöttinger Bühne. Und wie! Die niederbayerische HipHop-Formation hat auf den letzten Metern eine „Inzi Dance“-Tour aus den Tanzschuhen geschüttelt. Mit dem erklärten Ziel, die müden Lebensgeister wieder zu erwecken. Die „Dichtis“ sind mit ihrer neuen Single „Ohne uns“ unterwegs und stellen diese beim „Kulturboten Open Air“ vor.

Ebenfalls mit neuem Programm stürmt der Straubinger Gitarren-Dude Matthias Kellner auf die Bühne. Unter der Woche, am Donnerstag, 2. September um 19 Uhr, stellt er sein jüngstes Gesamtkunstwerk aus Worten und Akkorden erstmals dem Freisinger Publikum vor. Es trägt den vielsagenden Titel „Irgendwie zu ungefähr“. Da bleibt kaum Raum für Spekulationen. Der Vollblutmusiker aus dem bayerischen Hinterland nimmt bekanntlich kein Blatt vor den Mund und schon gar nicht den Fuß vom Pedal.

Auf ein Mundart-Double-Feature der extravaganten Art dürfen sich die Besucher dann am Freitag, 3. September um 19.30 Uhr, freuen, wenn die Wiener Rapper „Kreiml & Samurai“ auf den Oberpfälzer HipHopper „BBou“ treffen. Eine Kombi, die es allein schon qua ihres beinhart bayerischen und leiwanden Schmähfaktors in sich hat. BBou tönt auf seinem jüngsten Album altklug „Es gibt nix bessas wey wos Guads“. Kreiml & Samurai kommen tourtechnisch ohnehin „Auf olle 4re“ daher. Das kann ja heiter werden beim Tête-à-Tête am Weiherufer.

Ganz andere, weil spannungsgeladene Töne, schlagen die „Ströme“ am Samstag, 4. September um 20 Uhr an: In Echtzeit kreieren die Münchner treibende elektronische Live-Musik. Verstärkt und beschleunigt durch den permanenten Wechsel von Steckverbindungen an ihren monströsen Modularsynthesizern. Da funzt und bruzzelt es nur so, da fährt einem der Blitz durch alle Glieder. Selten haben Synthesizer archaischer und gleichzeitig harmonischer geklungen, als bei dieser stürmischen Liason zweier Ausnahme-Soundbastler.

Sehr spannend lässt sich auch das Projekt „CubaBoarisch 2.0“ unter der Woche, am Mittwoch, 8. September um 19 Uhr, an. Bandleader Leo Meixner hat sich nach der Abschiedstournee der „Cuba Boarischen“ höchstselbst auf die Reise zwischen Chiemsee und Karibik gemacht und flugs diese stimmungsvolle neue Gruppe ins Leben gerufen. Gleich geblieben ist der explosive Mix aus Salsa, Son und Landler. Ein Muss für alle Cuba-B-Fans.

Ganz ohne Folklore kommt am Donnerstag, 9. September um 19 Uhr, die Band „Dreiviertelblut“ aus. Kaum zu glauben bei dem Namen. Aber ihre moderne, bayerische Volksmusik abseits der allseits bekannten Klischees trifft das Selbstverständnis der Fans zielgenau und geht dem Hörer durch Mark und Bein. Kurios-krude Geschichten über das Leben, den Tod und alles, was musikalisch so dazwischen liegt – das ist eine Spezialität von „Dreiviertelblut“. Das aktuelle Album trägt nicht umsonst den Titel: „Diskothek Maria Elend“.

Die Österreichische Formation „Folkshilfe“ hat sich dagegen gleich ihr ganz eigenes Genre geschaffen: Ihren Quetschn-Synthie-Pop präsentieren sie am finalen Freitag, 10. September um 20 Uhr, auf der Bühne am Vöttinger Weiher. Spätestens seit ihren Ö3-Hits „Mir laungst“ und „Simone“ ist diese Art von „Folkshilfe“ in aller Munde und kein Geheimtipp mehr. Mit im Gepäck haben die Amadeus-Music-Award-Gewinner auch ihren neuen Chart-Senkrechtstarter „Wir heben heid o“.

Mit ihrem neuen Song „I kimm vorbei“ haben sie es bereits angekündigt: „Django 3000“ ist wieder on Tour. Und, sie machen, „Kulturbote“ sei Dank, auch in Freising Station. Gypsy-Rock vom Feinsten darf man am Samstag, 11. September um 20 Uhr, erwarten. Denn die „Westernhelden“ haben das fünfte Studioalbum „Django4000“ im Schlepptau. Es ist eine turbulente, eine packende und mitreißende Produktion. Mit Musik, die rockiger daherkommt, geradeausiger, weniger verspielt – und die doch die Wurzeln der Freistaat-Gitanos nicht leugnen kann.

Und wie so oft, kommt das Beste zum Schluss. Der unbeugsame Liedermacher und Poet Konstantin Wecker hat schließlich die große Aufgabe das erste „Kulturbote Open Air“ am Sonntag, 12. September um 20 Uhr, zu einem stimmungsvollen Ausklang zu bringen. Einer wie er, der alle Facetten der bayerischen Seele, der die Licht- und die Schattenseiten des Lebens kennt, scheint geradezu prädestiniert dafür, den Schlussakkord eines Biergarten-Open-Airs ganz im Zeichen von Corona zu setzen.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom September 2021.
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