“Du, Marianne, der Käseladen wird frei…”
Hausbesuch bei Marianne Lang

Es war ein riesiger Laib Parmesan in einem Käseladen im Bayerischen Wald, der in Marianne Lang ein sicheres Gefühl auslöste: dieses „Das will ich auch eines Tages“-Gefühl.

Die Freisingerin war damals 18 Jahre alt und ihr Wunsch hat sie nie mehr losgelassen. Heute betreibt sie seit über 20 Jahren ihren eigenen Laden, vor dem wir uns zum Hausbesuch treffen, gemütlich an einem Tisch sitzend und uns vorstellend, die Moosach wäre schon offen. Immer wieder gesellen sich Stammkundinnen und -kunden dazu auf einen kurzen Ratsch und ganz schnell wird klar, Marianne Lang ist auf beste Art und Weise angekommen mit ihrem Vorhaben. Mittlerweile an der Oberen Hauptstraße, in direkter Nachbarschaft zu ihrem Elternhaus und zu dem Geschäft, in dem ihre Eltern jahrzehntelang eine beliebte Metzgerei betrieben haben.

Hier begann auch Marianne Langs „Käsekarriere“. Eine kleine, aber wohlsortierte Käsetheke war ihr Reich und ein kleiner Anfang für die Umsetzung des großen Traums, der sich ab 1997 so richtig zu verwirklichen begann. Jemand hatte ihr gesagt, dass der Käseladen im Asamgebäude frei werde und sie sich bewerben solle, so schnell wie möglich.

Eine Entscheidung über das Wochenende war nötig, eine, die von Marianne Lang verlangte, jegliches mulmige Flüstern in ihr zum Schweigen zu bringen und sich bereit zu machen, ins sprichwörtliche kalte Wasser zu springen. Am Abend des darauffolgenden Montags kam schon die Zusage: „Marianne, Du hast den Laden“. Wow. Noch heute bekommt Marianne Lang eine kleine Gänsehaut, wenn sie an diesen Moment denkt. Ein eigenes Geschäft, so hopplahopp, damit hatte sie natürlich nicht gerechnet.

Erst einmal beließ sie dann auch im Laden vorerst alles so, wie sie es von ihrem Vorgänger vorfand, es gab auch wenige Änderungen im Sortiment, die Kundschaft sollte ja nicht irritiert werden. Wie sie es gewohnt war, arbeitete Marianne Lang hart und fleißig, um ihr Geschäft in Gang zu halten, es war eine anstrengende Zeit, denn zu Hause gab es noch die Familie, die noch relativ kleinen Kinder brauchten Mamas Aufmerksamkeit. Jedoch rückblickend hat sich all der Stress, so manche Träne absolut gelohnt, die Kinder sind groß, die Enkel Omas Lieblingsbeschäftigung und die zufriedene Erinnerung ist: „Ich bin geschwebt.“

Marianne Lang strahlt vor Begeisterung, wenn sie erzählt von den Weinfesten, die sie mit Kollegen in jedem Herbst in Freising auf die Beine gestellt hat: „Das war für mich das größte Glück überhaupt.“ Jedes Jahr hat ihre Tochter Steffi mit ihr Veranstaltungen zum Thema Käse und Wein konzipiert. Um die 40 Gäste kamen in den Bereich hinter dem Laden im Asamgebäude und begaben sich auf eine Genussreise. Gerne nach Frankreich, wo Käse und Wein traditionell ein unwiderstehliches Paar sind, ein kulinarisches Motto war zum Beispiel der Jakobsweg, ein anderes die Tour de France.

Auch Christina und Andi, Steffis Geschwister haben die Mutter und ihre Aktivitäten immer unterstützt, am Altstadtfest, auf den Christkindlmärkten und bei vielem, was sonst so los war in unserer Stadt. Eines Tages kamen dann die Parkcafé- Pächter auf sie zu und wollten gerne mit ihr zusammenarbeiten. Es entstanden eine Menge spannender gemeinsamer Veranstaltungen, eine echte Freundschaft und Marianne Lang wurde zur Fondue- Expertin.

Die meist lange im Voraus ausgebuchten Fondue-Abende im Parkcafé sind längst kein Geheimtipp mehr und jedes Jahr überlegt sich Marianne Lang für sie neue Fondue-Ideen. So steht zu Weihnachten ein exquisites Trüffel-Fondue auf dem Programm und im Herbst ein Fondue mit Kürbis. Und weil wir gerade schon dabei sind: einen Expertinnenrat haben wir natürlich auch abgefragt. Was verleiht einem klassischen Fondue das gewisse Etwas? Aha: Marianne Lang gibt eine kleine Menge Sbrinz mit in die Käsemischung. Das ist ein Schweizer Hartkäse und der heiße Tipp kam auch von einer Schweizerin.

Ja, Marianne Lang lässt sich gerne inspirieren. Was wohl auch der Grund war, aus dem sie sich entschlossen hat, eine Käsesommelier- Ausbildung zu machen, die sie in bester Erinnerung hat. Sie sei ein echter Kick für sie gewesen. 15 Tage lang Genusswelten erleben, die Sinne schulen und sich ein riesiges Netzwerk bauen. Noch heute trifft sich die Teilnehmergruppe jedes Jahr, um die Kontakte aufzufrischen, um gemeinsam Deutschland kennen zu lernen und natürlich um miteinander zu genießen. Soviel ist sicher: Die Kundschaft trifft bei Marianne Lang auf eine Frau, die echt überzeugt ist von dem was sie tut, die auf Qualität schaut und die Menschen und ihre Geschmäcker erfassen will. Die gerne berät und auch über die Ladentheke hinweg immer einen guten Vorschlag hat für ein gutes Rezept. Jetzt im Herbst empfiehlt sie gerne Ziegenkäse zu einer Salatvariation mit Feldsalat, Kürbiskernen und Kernöl.

Für Marianne Lang spielen immer die erstklassigen Zutaten die Hauptrolle, die Zubereitung darf gerne simpel sein, aber mit einer gewissen Raffinesse. Ganz zum Schluss stimmen wir gerne noch einer Sache zu, die Marianne Lang sofort einfällt, wenn sie gefragt wird, ob sie irgendetwas hätte anders machen sollen: „Ich hätte damals umtaufen sollen auf Kasdandlerin.“ Jawohl. – Es ist nie zu spät!

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2018.
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