Eine Traditionsgaststätte im Herzen Freisings
30 Jahre Spatenschänke

Eigentlich sind Angela Richter und Fritz Hoppe Menschen wie du und ich. Und eigentlich ist ihre Spatenschänke eine Gaststätte, wie es sie überall in Bayern noch gibt: urig, traditionell und richtig gemütlich. Und eigentlich wäre jetzt schon alles gesagt, wenn es nicht doch noch ein bissl mehr zu erzählen gäbe über die Wirtschaft an der Kreuzung von Vöttinger Straße und Johannisstraße, über die herzliche Bescheidenheit der Wirtsleute, ihre zahlreichen Stammgäste, über das gute Essen und die einzigartige Atmosphäre, die den Gast in Empfang nimmt, wenn er die Stube betritt.

Angelika Richter ist noch eine Wirtin vom „alten Schlag“. Mit 16 Jahren erlernte sie im Stuttgarter Fernsehturm das gastronomische Handwerkszeug. Über Kempten und München kam sie 1966 nach Freising und arbeitete als Familienmitglied über mehrere Jahre im Landshuter Hof. Mit ihrer freundlichen, zuvorkommenden, beinahe mütterlichen Art hat sich Angelika bereits in dieser Zeit viele Freunde gemacht. Freunde, die ihr als Stammkundschaft über Jahrzehnte erhalten geblieben sind. 1984 übernahm die Wirtin die Spatenschänke. Nachdem vormals eine Metzgerei, eine Apotheke und der Kiosk „Würstchen Peter“ für Umsatz sorgten, ließ die Brauerei Spaten die Räume 1983 zu einer Wirtschaft umbauen. Dem ersten Pächter gelang es jedoch nicht, die Kundschaft mit seinem Konzept zu überzeugen. Nach drei Monaten gab er auf. Das war die Gelegenheit für Angelika, sich ihren Traum zu erfüllen. Fritz Hoppe, gebürtiger Westfale und seit 1962 im Landkreis, folgte seiner Liebsten hinter den Tresen. Bis auf die Küche musste an der Einrichtung nichts verändert werden, und so konnte die Spatenschänke bereits am 24. Februar – an Weiberfasching – wieder die Türen öffnen. Bevor es richtig losging, flossen erstmal viele Tränen. Denn tagsüber ließ sich kaum ein Gast blicken und Zweifel machten sich breit. Abends war dann alles voll und der anfängliche Kummer vergessen. Seitdem geben sich vor allem die Stammtischbesucher die Klinke in die Hand: von den ehemaligen Dom-Ministranten und Mitarbeitern der Stadtwerke über die Turner des TSV bis hin zu den zahlreichen Stammgästen, die seit drei Jahrzehnten den Weg der Spatenschänke begleiten. Auch wenn es mit den Jahren immer weniger Mitglieder geworden sind, mindestens einen dieser Stammtische trifft man nach wie vor täglich in der Spatenschänke an. Und dann gibt es auch die Studenten, die sich hier gerne von der Wirtin bemuttern lassen, zum Essen und zum Lernen kommen. Schnitzel mit Kartoffelsalat, eine Brotzeit oder einen „strammen Max“ bereitet Angelika für all ihre Gäste immer frisch zu, mit Liebe und zu fast jeder Tageszeit.

Seit 30 Jahren gibt es nun die Spatenschänke, die mit ihren Betreibern und Gästen gereift ist, ohne altbacken zu sein. In allen Ecken sitzen die Erinnerungen an Besucher aus der Stadt, dem Landkreis und dem Rest der Welt. Obwohl direkt an einer der Hauptverkehrsadern Freisings gelegen, sind der Pkw-Lärm und die Hektik der Straße im kleinen und überschaubaren Schankraum vergessen. 50 Personen finden hier eine Sitzgelegenheit. Außer montags ist täglich von 10 Uhr vormittags bis Mitternacht geöffnet. Die Tische sind stets frisch eingedeckt und an der Theke gibt es immer einen freien Platz, um ein Bier zu trinken und sich mit dem Wirt über Dies und Das auszutauschen. Damit es die Gäste gemütlich haben, wird die Stube zu jeder Jahreszeit passend dekoriert: Im Sommer eher blumig, im Winter mit kleinen Lichtern und zu Fasching wird es bunt. Mit dem aufwendigen Arrangement hat das Wirtepaar jedoch nichts zu tun, das übernehmen jedes Mal Freunde der Spatenschänke. Bis auf das Hochwasser im Sommer 2013 ist der Gaststätte nie ein Unglück geschehen. Als das Wasser am 03. Juni über die Ufer des Thalhauser Grabens stieg und nachmittags vom Hinterhof in die Küche lief, da standen an der Eingangstür bereits die Stammgäste und Freunde bereit, um die Ordnung mit Besen und Schaufel in diesen vier Wänden wieder herzustellen.

Mindestens bis 2015 wollen Fritz und Angelika noch weitermachen. Was dann passiert, das steht in den Sternen.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2014.
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