Flugschau am Segelflugplatz “Lange Haken” bei Giggenhausen (1977)
Archivstück des Monats April 2021

Als im Mai 1992 im Erdinger Moos der neue Münchner Flughafen eröffnet wurde, musste auf der anderen Seite der Isar, im Freisinger Moos, ein beliebter Segelflugplatz schließen. Knapp drei Jahrzehnte lang waren hier Luftsportbegeisterte aus Freising und der gesamten Region München zum Flugtraining, zur Ausbildung, zu Wettbewerben oder Flugvorführungen zusammengekommen.

Die Anfänge des Segelflugplatzes „Lange Haken“, dessen Name sich von einer historischen Flurbezeichnung ableitete, gehen auf die frühen 1960er Jahre zurück. Die Mitglieder des „Luftsportvereins Freising e.V.“ waren damals auf der Suche nach einem Gelände, das sich für die Anlage eines Segelflugplatzes eignete. Zu diesem Zweck hatte der 1951 gegründete Verein bislang eine Wiese bei Pulling genutzt, die von der Fabrikantenfamilie Schlüter zur Verfügung gestellt worden war. Durch den konstanten Zustrom an Segelflugsportlern reichten die Kapazitäten dieses Platzes letztlich nicht mehr aus. Zur gleichen Zeit war auch der „Aero-Club München“ gezwungen, seinen Segelflugplatz in Fröttmaning aufzugeben und sich um eine Alternative zu bemühen. Um ihrem Anliegen stärker Nachdruck zu verleihen, taten sich die beiden Vereine in der Folge zusammen. Tatsächlich zeigte die Ausschau nach einem Grundstück wie auch nach politischen Unterstützern bald Erfolge: Bezüglich des Standorts fokussierte man ein Areal an der Moosach, zwischen den Dörfern Giggenhausen und Pulling; wegen der Aufwinde, die durch die nahen Tertiärhügel gegeben waren, schien die Lage für die Segelfliegerei hier ideal. Einen einflussreichen Förderer fand der Luftsportverein im damaligen Freisinger Landrat (und späteren Justizminister) Philipp Held. Zu den tatkräftigen Initiatoren auf Seiten des Luftsportvereins gehörten seinerzeit der Rechtsanwalt Ludwig Huber-Wilhelm, der Lehrer Rudolf Braun und der Arzt Gerhard Völlinger. Bereits 1961 konnten die ersten Grundstückskäufe getätigt werden. 1963 folgte der Bau der 600 Quadratmeter großen Flugzeughalle im Nordosteck des Areals, nahe der Zufahrtsstraße beziehungsweise der Moosach. Die feierliche Einweihung des Flugplatzes fand am 28. Juli desselben Jahres statt.

In den 29 Jahren seines Bestehens war „Lange Haken“ immer auch ein Ort, der in großer Zahl interessierte Laien anzog. Neben den gewöhnlichen Flugtrainings, die man mitverfolgen konnte, organisierte der Luftsportverein seit den 1970er Jahren mehrmals öffentliche „Flugtage“ – große Volksfeste mit Flugshoweinlagen und kulinarischen Angeboten. Der dritte „Großflugtag“ auf „Lange Haken“ wurde am 18. September 1977 veranstaltet und damit das 25-jährige Bestehen des Luftsportvereins Freising gefeiert (korrekterweise hätte die Feier ein Jahr früher stattfinden müssen). Von diesem Ereignis hat sich im Stadtarchiv Freising ein Plakat erhalten (s. Abb.). Das Programm war gespickt mit größeren und kleineren Attraktionen: verschiedene Flugshows, Fallschirmspringen, Ballonfahrten, eine Flugzeugtaufe und ein Hallenfest mit Tanz. Wie in der Ausgabe vom 20. September 1977 der Freisinger Neuesten Nachrichten berichtet wurde, wohnten dem Ereignis trotz niedriger Temperaturen und häufigen Regenschauern etwa 2.500 Besucherinnen und Besucher bei. Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, war das Ende des Segelflugplatzes, das durch den geplanten Münchner Flughafen unweigerlich drohte, damals bereits ein Thema.Während der Segelflugplatz „Lange Haken“ seit 1992 Geschichte ist, gibt es den traditionsreichen Luftsportverein Freising noch immer, heute allerdings unter dem Namen „Luftsportverein Beilngries e.V.“. Hier konnte 1994 ein neuer Segelflugplatz bezogen werden.QUELLEN: Stadtarchiv Freising, Plakatsammlung. Ebd., Zeitungssammlung, Freisinger Neueste Nachrichten, 20.09.1977; Freisinger Tagblatt 19.07.1963, 28.07.1963, 20.09.1977; Freisinger Zeitung, 29./30.06.1963. Vereinsarchiv Luftsportverein Beilngries e.V. (vormals Luftsportverein Freising), Festschrift „25 Jahre Luftsportverein Freising“; Website: www.lsvbeilngries.de (zuletzt aufgerufen 14.03.2021).

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom April 2021.
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