Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale
Zum Tag des offenen Denkmals 2013 am Sonntag, 08. September

Der „Tag des offenen Denkmals“ hat in Deutschland inzwischen eine lange Tradition. Seit 1993 beteiligen sich jährlich unzählige staatliche und kommunale, kirchliche und vor allem auch private Träger. Immer an einem Sonntag Anfang September öffnen Tausende von historischen Baulichkeiten ihre Türen, von Schlössern über Kirchen, Villen und Theatern bis hin zu Kellern, Kasernen und Gefängnissen. Jedes Jahr wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die als bundesweiter Organisator fungiert, ein bestimmtes Motto ausgegeben, nach dem sich das Besichtigungsprogramm richten sollte.
2013 lautet das Motto: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmäler“. Mit „unbequem“ kann vieles gemeint sein: Denkmäler, die wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes oder ihres unschönen Erscheinungsbildes – und in der Konsequenz aus wirtschaftlicher Sicht oft auch für den Besitzer – „unbequem“ geworden sind. Gebäude oder bauliche Anlagen, die eine „unbequeme“ politische Vergangenheit besitzen, so z.B. Grenzanlagen oder Kasernen. Oder Gebäude, die aus heutiger Perspektive negative soziale Verhältnisse früherer Zeiten wiederspiegeln, wie Armenhäuser, Gefängnisse oder medizinische Anstalten für Menschen mit Behinderung.

Die Stadt Freising beteiligt sich seit langer Zeit aktiv am „Tag des offenen Denkmals“, so auch wieder 2013. Drei Führungen geben am Sonntag, 08. September 2013, einen Einblick in einige der – wie auch immer gearteten – „unbequemen“ Denkmäler der Stadt:

Das „Alte Gefängnis“ in Freising

Ein Bauwerk des Strafvollzugs aus der Barockzeit, 10-16 Uhr, Altes Gefängnis, Obere Domberggasse 16
(Förderverein Altes Gefängnis e.V., Dr. Thomas Mücke, Gernot Anders)
Das vor rund 300 Jahren als fürstbischöfliches Stadt- und Landpfleggericht mit Eisenfronfeste errichtete Gebäude ist ein deutschlandweit seltener Zeuge für einen allein stehenden Gefängnisbau der Barockzeit. Das 2011 eröffnete Gefängnismuseum gewährt einen Einblick in das ursprüngliche Gefängnis, den trutzigen Gefängnisturm, und gibt einen Überblick über eines der dunkelsten Kapitel der Freisinger Geschichte: die Kinderhexenprozesse 1715 bis 1723.

Das Stabsgebäude der ehem. General-von-Stein-Kaserne

Ein Bauwerk des Nationalsozialismus,10 Uhr, Treffpunkt vor dem ehem. Stabsgebäude (Weinmillerstraße)
(Stadtheimatpflege Freising e.V., Referent Florian Notter M.A.)
Auf einer rund eineinhalbstündigen Besichtigungstour um und durch das Gebäude werden die Entstehungsgeschichte sowie die nationalsozialistische Architektur des Gebäudes im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus spielen  Stadtplanung und Architektur der NS-Zeit in Freising eine Rolle, vor allem während der Amtszeit des NS-Oberbürgermeisters und Architekten Carl Lederer.

Die Bunkeranlage „Fridolin“ in Untergartelshausen

Ein Bauwerk aus der Zeit des Kalten Kriegs, 10.30 Uhr, Treffpunkt Parkplatz ehem. Standortübungsplatz (Haindlfinger Straße)
(Historischer Verein Freising e.V., Referent Georg Leinthaler)
Der erste Spatenstich für die große militärisch genutzte Bunkeranlage, die der Luftraumüberwachung dienen sollte, erfolgte 1961. Nach der Fertigstellung übernahm zuerst die US-Luftwaffe, dann die Bundeswehr den Gefechtsstand für die Luftverteidigung. Die Freisinger Stadtwerke erwarben 2005 den Bunker und das weitläufige Areal.

Neben den Veranstaltungen der Stadt (in Zusammenarbeit mit den drei genannten Vereinen) veranstaltet auch der Landkreis Freising eine Besichtigung im Rahmen des „Tags des offenen Denkmals“: Das historische Bauernhaus in der Hausmehringer Straße 4 in Nandlstadt, eines der letzten alten Holledauer Bauernhäuser im Landkreis Freising, das 2007 aufwändig saniert wurde, kann von 10 bis 18 Uhr (inkl. Führung und Fotoausstellung) besichtigt werden.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom September 2013.
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