Nandlstadt feiert
Zwei Jubiläen und ein Buch

Die Pfarrei Nandlstadt trumpft heuer gleich mit zwei Jubiläen auf: 700 Jahre Erstnennung der Pfarrei Nandlstadt und 150-jähriges Bestehen der Pfarrkirche St. Martin. Vor diesem Hintergrund ist das rund hundertseitige Buch „Pfarrkirche St. Martin in Nandlstadt. Eine kleine Baugeschichte“ von Isabella Hödl und Karl Hödl im FINK-Verlag in Freising erschienen.

Im Jahr 1315 wurde die Pfarrei Nandlstadt zum ersten Mal schriftlich in der „Konradinischen Matrikel“ erwähnt. Bischof Konrad III. der Sendlinger (1314-1322) gab dieses Verzeichnis in Auftrag, um einen Überblick über die Pfarreien des Freisinger Bistums zu erhalten. Auch wenn im Jahr 1315 die Pfarrei als Ordnungskonstrukt zum ersten Mal erwähnt wurde, so gab es sicherlich bereits Jahrhunderte zuvor eine christlich-religiöse Gemeinschaft im Ort.

Dass sich St. Martin als alleiniger Kirchenpatron etablieren konnte, ist auf eine Entwicklung des ausgehenden 18. Jahrhunderts zurückzuführen. In den Jahrhunderten zuvor teilten sich St. Martin und St. Johann Baptist das Patrozinium. Über den mittelalterlichen Kirchenbau oder seine möglichen Vorgängerbauten ist leider nur sehr wenig bekannt. Doch wurden vor wenigen Wochen Fliesen mit Hirschmotiven entdeckt, die sich einst im Turmbereich befanden. Diese sind auf das 13./14. Jahrhundert datiert worden und weisen auf einen reich verzierten mittelalterlichen Kirchenraum hin.

Obwohl ein neuer Kirchenbau erst 1784 errichtet wurde, war der Raum für die wachsende Pfarrgemeinde zu klein geworden. So initiierte Pfarrer Philipp Leibig (amt. 1861-1903) die Erweiterung der Nandlstädter Pfarrkirche. Mit dem Beginn der Arbeiten am 7. April 1863 wurden der Kirchenraum nach Osten hin verlängert und die Wände erhöht. Es entstand bis zum Jahr 1865 dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, sowohl im Äußeren als auch im Inneren, eine neoromanische Kirche. Die Einweihung des sakralen Gebäudes wurde von Erzbischof Gregor von Scherr (amt. 1856-1877) am 17. September 1865 vorgenommen. Eine prachtvolle neoromanische Ausmalung erfolgte 1898/99 durch den Münchner Kirchenmaler Ferdinand Seebacher und dessen Sohn.

Bereits im Jahr 1937 wurde der Innenraum der Pfarrkirche massiv verändert. Unter Pfarrer Max Hertle (amt. 1935-1955) wurden die Wände weiß getüncht und zwei neue Deckengemälde angebracht. Im Langhaus wurde das Motiv „Christkönig über Nandlstadt“ gewählt, im Chorraum eine Darstellung der Dreifaltigkeit. Im Jahr 1961, kurze Zeit nach der Ankunft von Pfarrer Georg Unterstraßer (amt. 1959-1963), wurden die neoromanischen Altäre entfernt. Im Chorraum fand nun mittig ein Hauptaltar Platz, an der Wand dahinter wurde von dem Kirchenmaler Michael Weingartner ein Mosaik angebracht, das Christus als Weltenrichter zeigt; auf der Wand zur Männerseite wurde ein Mosaik des Kirchenpatrons St. Martin gestaltet, darunter am Ambo eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist. Die Deckengemälde wurden entfernt und durch bunte kubische Felder ersetzt, ähnlich den Kirchenfenstern. Es entstand damit ein für die beginnenden 1960er Jahre höchst moderner sakraler Raum. Den Altar weihte 1965 der Erzbischof von München und Freising, Julius Kardinal Döpfner (amt. 1961-1976).

Die Gestaltung des heutigen Kirchenraums, mit der hölzernen Decke, den Heiligenfiguren an den weiß getünchten Wänden, geht auf Pfarrer Josef Maier (amt. 1963-1980) gegen Ende der 1970er Jahren zurück. In dieser Phase gingen die Mosaike des heiligen Martin und der Taube verloren; ersetzt wurden diese durch ein barockes Gemälde, das die Szene der Mantelteilung des heiligen Martin darstellt. Diese Gestaltung brach mit dem Konzept von Pfarrer Georg Unterstraßer und lässt dessen moderne Raumgestaltung von Anfang der 1960er Jahre nicht mehr harmonisch wirken. Doch versuchte Pfarrer Maier seine Idee der Kirche zu vermitteln: mit dem „warmen Braun der Holzdecke“ soll ein Gefühl von „Daheim“ und Geborgenheit in Christus geschaffen werden, das „viele Weiß der hohen Kirchenwände“ soll ein „hochzeitliches Gewand“ und die Schar der Heiligen die christliche Gemeinschaft symbolisieren. 

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom November 2015.
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