Siegerentwürfe für Diözesanmuseum präsentiert
Büro Brückner & Brückner aus Tirschenreuth mit erstem Preis ausgezeichnet

Die in einem Architekturwettbewerb ermittelten Siegerentwürfe für die Weiterentwicklung und Neugestaltung des Diözesanmuseums für christliche Kunst der Erzdiözese München und Freising sind am Dienstag, 23. Juni, auf dem Freisinger Domberg der Presse vorgestellt worden. Mit dem ersten Preis zeichnete das Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Wolfgang Riehle einen Entwurf des Tirschenreuther Büros Brückner & Brückner aus. Der zweite Preis geht an das Büro Heinrich Böll aus Essen, Dritter wurden BASD Architekten aus Berlin.

Der erste Preis zeichnet sich laut Riehle dadurch aus, dass der Entwurf „allergrößten Respekt vor der bestehenden Bausubstanz“ bewahre und den symmetrischen Grundriss des Diözesanmuseums noch verstärke. Charakteristisch für das Konzept ist das gläserne, transparente Dach anstelle der bisherigen dunklen Holzdecke über dem Atrium. Diese lasse viel mehr Licht als bisher in das Museum, wodurch das Haus sehr viel offener wirke.

Der zweite Entwurf sieht vor, dass dem Gebäude ein gläsernes Obergeschoss aufgesetzt wird. Diese „Dachkrone“ könne nachts wie eine „leuchtende Laterne über Freising“ erstrahlen und so selbst aus der Entfernung deutlich wahrgenommen werden und Werbung für das Museum machen, sagte Riehle. Allerdings hätten die Architekten das bestehende Gebäude von dem Dachaufsatz abgesehen nahezu unverändert gelassen.

Der dritte Preis sei im Unterschied zu den „behutsamen Eingriffen“ in Form des ersten Siegerentwurfs und der „spektakulären“ Lösung des zweiten Platzes „sehr stark am Bestand geblieben“, so Riehle. Während das Haus von außen nahezu wie bisher gestaltet sei, verberge sich die wesentliche Änderung im Inneren des Museums: Dort würde ein zusätzlicher Schnürboden über dem Atrium ermöglichen, dass auch schwere Exponate aufgehängt werden könnten.

Der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer, unterstrich, dass die Neugestaltung des Diözesanmuseums ein wichtiger Teil der geplanten Neukonzeption des gesamten Domberggeländes sei. Er würdigte das Museum als „Kristallisationspunkt“ der Erzdiözese. „Das Diözesanmuseum ist unser aller Museum, ein lebendiger Ort.“ Ebenso sei der Freisinger Domberg ein „Berg der Diözese, nicht irgendwelcher Funktionäre“. Aus diesem Grund werde auch bei der Entscheidung, in welcher Form das Diözesanmuseum tatsächlich umgebaut werden wird, die Öffentlichkeit beteiligt werden. Geplant ist, online Rückmeldungen auf die Entwürfe einzuholen. Das Erzbistum habe bereits gute Erfahrungen mit einer Online-Umfrage zur anstehenden Neugestaltung des gesamten Dombergs gemacht. Im Sommer vergangenen Jahres hatten sich daran knapp 1200 Menschen beteiligt.

Der Erzbischöfliche Finanzdirektor Markus Reif erklärte, dass sich die vorgelegten Kostenschätzungen der drei Siegerentwürfe zwischen 26,6 Millionen und 28,7 Millionen Euro und damit innerhalb der Kostenvorgabe für den Architekturwettbewerb in Höhe von geschätzten 30 Millionen Euro bewegten. Der Direktor des Diözesanmuseums, Christoph Kürzeder, betonte: „Wir wollen so schnell wie möglich mit dem Umbau beginnen und das Museum möglichst rasch wiedereröffnen.“ Insbesondere wegen akuter Brandschutzmängel ist das Haus seit Sommer 2013 geschlossen.

Das Diözesanmuseum zählt mit seinen rund 40.000 Exponaten zu den größten kirchlichen Museen der Welt. Sein Spektrum deckt alle wichtigen Bereiche religiöser Kunst und Kultur und alle Epochen der europäischen Kunstgeschichte ab. Das neu gestaltete Museum soll die Sammlung attraktiver präsentieren, Sonderausstellungsflächen schaffen und das Profil des Museums als kirchliche Einrichtung schärfen. Die Planung soll sowohl die historische Bausubstanz berücksichtigen als auch bestehende Mängel wie zum Beispiel am Tragwerk und insbesondere beim Brandschutz beseitigen und eine zeitgemäße und nachhaltige Architektur repräsentieren. Die Umgestaltung soll dabei helfen, das Museum auch überregional noch bekannter und anziehender zu machen. Auch die Zahl der Sonderausstellungen soll erhöht und das museumspädagogische Angebot ausgebaut werden. Schon jetzt wird die Museumspädagogik trotz der gegenwärtigen Schließung des Hauses stark nachgefragt: Bis Mitte Juni besuchten bereits fast 3000 Kinder und Erwachsene, darunter hauptsächlich Kommuniongruppen, Teilnehmer an Familienworkshops und Schüler verschiedene Seminare.

Eines der vorrangigen Ziele ist zudem die Verbesserung der Infrastruktur des Gebäudes. Besonders gewünscht sind eine klare und durchgängige Gebäudekonzeption und ein flexibles Ausstellungskonzept. Geplant ist auch, Synergien mit weiteren Gebäuden und Einrichtungen auf dem Domberg wie zum Beispiel dem Kardinal-Döpfner-Haus, dem Bildungszentrum der Erzdiözese, zu schaffen.

Zentral für die Umgestaltung des Museums wie des gesamten Dombergs ist die Idee, dass sich das Angebot stärker auf die moderne plurale Gesellschaft hin öffnen und in diese hineinwirken soll. Unter diesem Zeichen stand auch der Planungswettbewerb der Architekturbüros für das Museum. Das Preisgericht war deshalb so zusammengesetzt, dass eine möglichst große Vielfalt an unterschiedlichen Gruppen beteiligt war und relevante Fragestellungen repräsentiert wurden.

Die beim Wettbewerb eingereichten Vorschläge der Architekturbüros sind von Freitag, 26. Juni, bis Samstag, 27. Juni, auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie können jeweils von 10 bis 17 Uhr in Form von Plänen im Freisinger Saal im Erdgeschoss des Diözesanmuseums eingesehen werden. (Quelle: Erzbistum München-Freising, Foto: Brückner & Brückner Architekten Tirschenreuth)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2015.
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