Titelverteidiger und Herausforderer: spannend!
Landtagswahl am 14. Oktober 2018

1923 Kandidaten von 18 Parteien bewerben sich am 14. Oktober um einen der begehrten Sitze im bayerischen Landtag. Am meisten Bewerber gibt es in Oberbayern: 636. Einige davon kommen selbstverständlich aus dem Landkreis Freising, manche sind die Direktkandidaten, manche stehen nur auf der Liste, um Stimmen zu sammeln.  Der FINK stellt die Erststimmenbewerber und Hoffnungsträger aus dem Wahlkreis 117 vor, hat ihnen jeweils dieselben vier Fragen gestellt – und ganz verschiedene Antworten bekommen.

FLORIAN HERRMANN 

Alter: 46
Wohnort: Freising
Familie: verheiratet
Aufgewachsen in: Ihrlerstein, Oberursel, Giggenhausen, Freising
Lieblingsessen: Schweinebraten
Lieblingsfilm: Casablanca

Wer ist Ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Unser früherer bayerischer Wirtschaftsminister und mein Vorgänger als Stimmkreisabgeordneter Dr. Otto Wiesheu, weil er uns mit seiner Gradlinigkeit und Weitsicht politisch geprägt hat. Er ist ein Vorbild vor allem darin, politischen Weitblick mit Bodenständigkeit zu verbinden. Von ihm habe ich gelernt, was es heißt mit Leidenschaft und Augenmaß Politik für die Menschen zu machen.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Die Stabilität unseres Landes und unserer Gesellschaft – wir dürfen uns nicht an den Extremen in der Gesellschaft orientieren und den Echokammern des Internets verrückt machen lassen, sondern müssen mit offenen Augen die Realität in unserem Land erkennen. Das bedeutet vor allem, immer den gerechten Ausgleich zu finden zwischen unterschiedlichen Interessen und dabei immer die Sorgen und Nöte der ganz normalen Bevölkerung im Blick zu haben, um mit Optimismus die Herausforderungen der Zukunft anzupacken.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising? Und was würden Sie dagegen tun?

Der Landkreis Freising steht hervorragend da, vor allem mit Blick auf die Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie die Bildungsmöglichkeiten. Aufgrund des Wachstums müssen wir für die nächsten Jahre das Hauptaugenmerk darauf richten, die Infrastruktur auf Straße und Schiene weiter zu verbessern und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Daher stehen für mich eine Regional-S-Bahn auf der Agenda, die Marzling und Langenbach im Stundentakt mit München verbinden soll sowie die Stärkung des ÖPNV ganz generell. Bzgl. des Wohnbaus sind seitens der Staatsregierung bis 2025 insgesamt 500 000 neue Wohnungen in Bayern geplant – privat, kommunal aber auch staatlich. Und ganz wichtig: Wir unterstützen die Familien kräftig beim Wohnungsbau.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Nach den herausfordernden Monaten des Landtagswahlkampfes werde ich meinem unglaublich engagierten und motivierten Wahlkampfteam aus ganzem Herzen für den großen ehrenamtlichen  Einsatz danken und mit ihm zusammen auf den Wahlerfolg anstoßen!

MARKUS GRILL

Alter: 46
Wohnort: Freising (Itzling)
Familie: verheiratet
Aufgewachsen in: Langerringen (Landkreis Augsburg)
Lieblingsessen: Schinkennudeln mit Käse und Lauchzwiebeln
Lieblingsfilm: The Green Mile, die Eberhofer-Filme

Wer ist Ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Politische Vorbilder sind Helmut Schmidt (aus Respekt vor seinem tollen Lebenswerk). Auch Hans-Jochen Vogel – ich bin ein ebensolcher Klarsichthüllen-Großverbraucher – der sich immer in politische Details reingefuchst hat. In besonderer Weise sehe ich auch den SPD-Landrat im Kreis Schwandorf, Hans Schuirer als Vorbild, der die WAA in Wackersdorf gegen die CSU mit verhindert hat. Sich für die eigene Überzeugung nicht zu verbiegen, ist für mich das Wichtigste bei einer politischen Persönlichkeit.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Ganz oben auf der Liste steht für mich neben der erfolgreichen Verhinderung der dritten Startbahn, neben bezahlbarem Wohnraum und besserem Nahverkehr natürlich auch das Ehrenamt. Es ist sozialer Kit und Integrationsfaktor und muss deshalb mehr Anerkennung erfahren. Dazu gehört für mich ein staatlicher Bildungsurlaub, der auch für ehrenamtliche Fortbildungen nutzbar sein muss. Dazu gehören weiter Erhöhungen bei der Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale und bessere Absetzbarkeit von Sonderbelastungen.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising? Und was würden Sie dagegen tun?

Drängendes Problem ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Schaffung einer Landeswohnungsbaugesellschaft, mit 100 000 Wohnungen als Staatsziel (zusammen mit Kommunen und privaten Anbietern), eine Mietpreisbremse mit rechtlicher Sanktionierbarkeit gegen Verstöße, Änderungen beim Bodenrecht, Förderung von Genossenschaften, Mietspiegel in jeder Gemeinde ab 5000 Einwohner und und und. Aber auch endlich eine Ansage, wie die wegfallende Strabs den Kommunen vom Land ersetzt werden soll.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Ich werde zuerst im Landratsamt Freising gespannt die Wahlergebnisse in Land und Heimatstimmkreis verfolgen. Später werden wir mit den Genossinnen und Genossen vom Wahlteam und aus Stadt und Kreis gemütlich beieinandersitzen und die Weltlage in und um Freising und Gesamtbayern analysieren.

 

BENNO ZIERER

Alter: 62
Wohnort: Kleinbachern
Familie: verheiratet, fünf Kinder
Aufgewachsen in: Kleinbachern
Lieblingsessen: Milzwurst mit Kartoffelsalat und Soße
Lieblingsfilm: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Wer ist ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Ich habe keine Person als echtes politisches Vorbild. Aber ich bewundere die Männer und Frauen, die 1946 die Bayerische Verfassung geschaffen und mit großem Weitblick das Fundament unserer Demokratie gegossen haben.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Mein oberstes Ziel ist es, die dritte Start- und Landebahn am Flughafen München endgültig auf politischem Weg zu verhindern. Die Chancen dafür stehen so gut wie lange nicht. Die Belastungsgrenze für die Menschen im Umland ist erreicht und ein Ausbau ist nicht notwendig.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising. Und was würden Sie dagegen tun?

Für mich gibt es zwei besonders drängende Probleme: Die Wohnungsnot und den Verkehr. Der soziale Wohnungsbau muss stärker gefördert werden. Um den Zuzug in die Ballungsräume abzumildern, müssen in ländlichen Regionen neue Arbeitsplätze entstehen können. Dafür braucht es eine bessere digitale Infrastruktur und Glasfaser in jedes Haus. Außerdem müssen wir den Öffentlichen Nahverkehr optimieren und brauchen mehr Park&Ride-Plätze in Freising und Moosburg.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Ich verfolge im Landratsamt die Wahlergebnisse aus dem Landkreis und trinke anschließend zu Hause – hoffentlich relativ entspannt – ein Weißbier.

 

JOHANNES BECHER 

Alter: 30
Wohnort: Moosburg
Familie: ledig
Aufgewachsen in: Moosburg
Lieblingsessen: Pizza und Schweinebraten
Lieblingsfilm: Into the Wild

Wer ist ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Christian Magerl und Sepp Daxenberger, wegen der klaren Haltung, der Verwurzelung in der Region, der Leidenschaft und der Bodenständigkeit.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Verhinderung der 3. Startbahn, die Lebensgrundlagen erhalten mit einer Verkehrs-, Energie- und Agrarwende, für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft sorgen und eine Politik machen, die die Interessen der kommenden Generationen auch im Blick hat.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising. Und was würden Sie dagegen tun?

Wohnen und Verkehr sind aus meiner Sicht die drängendsten Probleme. Ich möchte die 3. Startbahn verhindern und eine nachhaltige Verkehrspolitik machen, die auf mehr Busse und Expressbusse und eine bessere Bahn setzt, sowie Radfahren so attraktiv, sicher und schnell wie möglich macht. Für den sozialen Wohnungsbau möchte ich viel mehr öffentliches Geld investieren und die Wohnung dann aber auch dauerhaft im öffentlichen Eigentum behalten.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Erst ein paar (hoffentlich vernünftige) Sätze zum Wahlergebnis sagen und dann ordentlich feiern – so oder so.

 

JENS BARSCHDORF 

Alter: 36
Wohnort: Freising:
Familie: ledig
Aufgewachsen in: Freising
Lieblingsessen: Spaghetti
Lieblingsfilm: Blues Brothers

Wer ist Ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Hans-Dietrich Genscher. Er war ein zutiefst liberaler, aber nicht ideologischer Mensch, der verstanden hat, dass man in der Politik nur mit offenen Ohren und einem offenen Herzen Erfolge erzielen kann.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Die größte Ungleichheit im Bildungssystem steht ganz am Anfang. Durch die Gebühren für Kindertagesstätten und Kindergärten erschweren wir es gerade jungen Familien Kind und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Auch die Öffnungszeiten in diesem Bereich sind für Vollzeitbeschäftigte oft unmöglich mit ihrem Beruf kombinierbar. Hier muss sich dringend etwas ändern. Kinderbetreuung muss schnellstmöglich kostenfrei werden und die Öffnungszeiten flexibler und vor allem auch in den Ferien.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising? Und was würden Sie dagegen tun?

Es gibt vieles, das wir angehen müssen, beginnend mit dem Wohnungsbau, bei dem wir Regulierungen abbauen müssen, damit Bauen wieder einfacher und bezahlbarer wird; einen Ausbau der Breitbandinfrastruktur und der Netzausbau gerade auch im ländlichen Raum; und den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs gerade im ländlichen Raum.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Den Wiedereinzug der FDP in den bayrischen Landtag feiern. Und nach dem Wahlkampf ein wenig entspannen.

 

GUIDO HOYER 

Alter: 50
Wohnort: Freising
Familie: ledig und ohne Partnerin
Aufgewachsen in: Haag und Freising
Lieblingsessen: selbst gesammelte Schwammerl
Lieblingsfilm: Filme von Ken Loach

Wer ist Ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Vor 100 Jahren haben engagierte Bayer_innen den Krieg beendet, die Kriegsverantwortlichen davongejagt und den Freistaat Bayern gegründet. Einer von ihnen war der Freisinger Hans Unterleitner, der Bayerns erster Sozialminister wurde.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Ich stehe für das soziale Bayern. Es kann nicht sein, dass ein Konzernchef – von niemandem demokratisch gewählt – mehr Macht hat, als mancher Politiker. Es kann nicht sein, dass in einem reichen Land Rentnerinnen, Alleinerziehende und Kinder von Armut bedroht sind, während Großkonzerne und Spitzenverdiener immer weniger zum Gemeinwohl beitragen.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising? Und was würden Sie dagegen tun?

Mieten sind nicht mehr bezahlbar, der Flughafen wird weiter ausgebaut. Das sind zwei Seiten einer Medaille. Statt einer 3. Startbahn und Bodenspekulation brauchen wir ein vom Freistaat finanziertes Wohnbauprogramm, Obergrenzen für Mieten und die Abschöpfung von Spekulationsgewinnen wie es in Art. 161 der Bayerischen Verfassung steht.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Ich feiere den Einzug der LINKEN in den Landtag – ein schönes Geschenk für den Freistaat zum 100. Geburtstag.

 

STEFAN HIESINGER

Alter: 45
Wohnort: Allershausen
Familie: alleinstehend, ein Hund
Aufgewachsen in: Eching
Lieblingsessen: warme Leberkässemmel
Lieblingsfilm: Forrest Gump

Wer ist Ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Helmut Schmidt, weil er wie kein anderer in der Lage war, auch schwierigste politische Zusammenhänge zu erfassen, zu bewerten und dann die entsprechenden Entscheidungen zu treffen.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Mehr Bürgerbeteiligung und mehr Transparenz an und bei politischen Entscheidungen.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising? Und was würden Sie dagegen tun?

Die Verhinderung einer dritten Startbahn für den Flughafen München FJS. Nötigenfalls ein neuer Bürgerentscheid und wenn erforderlich Klagen durch alle Instanzen.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Mit einem frischen Weißbier auf ein hoffentlich gutes Ergebnis anstoßen.

 

KATHARINA CAPRIC

Alter: 35
Wohnort: Freising
Familie: verheiratet
Aufgewachsen in: Freising
Lieblingsessen: Pizza
Lieblingsfilm: Rocky Horror Picture Show

Wer ist Ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Claudia Stamm. Durch ihren Schritt, eine neue Partei zu gründen, bietet sie vielen „politisch Heimatlosen“ endlich wieder eine Zuflucht. Außerdem bewundere ich, wie sie jeden Tag aufs Neue Rückgrat beweist und für ihre Meinung bedingungslos eintritt.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Eine menschenwürdige Asylpolitik, denn die momentane Politik spiegelt in meinen Augen die größten Probleme unserer Gesellschaft wider. Wir müssen aufhören die Ärmsten gegen die Armen, Menschen egal welcher Herkunft, sexuellen Orientierung, welchen Alters oder Geschlechts gegeneinander auszuspielen und endlich zu einem solidarischen Miteinander finden.

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising? Und was würden Sie dagegen tun?

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Ich würde als erstes ein effektives Leerstandsmanagement etablieren. Dann würde ich mich dafür einsetzen, dass endlich flächendeckend qualifizierende Mietspiegel verpflichtend werden. Außerdem muss die Berechnungsgrundlage für Mietspiegel geändert werden, Bestands- und Sozialmieten müssen dringend mit einberechnet werden.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Wir von mut feiern alle gemeinsam in München, egal wie das Ergebnis ausfällt. Für uns als junge neue Partei war die Zulassung zur Landtagswahl in allen Regierungsbezirken schon ein erster Erfolg, alles andere wird die Zugabe.

 

KEVIN NEUWIRTH

Alter: 20
Wohnort: Pulling
Familie: ledig
Aufgewachsen in: Obergiesing
Lieblingsessen: Spinat mit Mozzarella und Nudeln
Lieblingsfilm: Cannibal Holocaust

Wer ist Ihr politisches Vorbild? Und wieso?

Mein politisches Vorbild ist Ramses II. Seine Herrschaft führte das antike Ägypten in Zeiten wirtschaftlicher Blüte und sicherte fast fünfzig Jahre Frieden mit den Hethitern, den ich mir auch heute wieder wünschen würde.

Welches politische Ziel steht bei Ihnen ganz oben auf der Liste?

Selbstverständlich die Errichtung eines Bierbrunnens in jeder größeren bayerischen Gemeinde (außer Mauern).

Welches Problem ist in Ihren Augen das drängendste im Landkreis Freising? Und was würden Sie dagegen tun?

Selbstverständlich die CSU – ich denke allerdings nicht, dass man gegen die etwas tun muss; die Herren Seehofer und Söder bekommen das mit der Unschädlichmachung doch aktuell ganz gut ohne unsere Hilfe hin.

Was machen Sie am Abend des 14. Oktober?

Ich stelle nach erfolgreicher Wahlteilnahme zunächst sämtliche Kreisverbandsgenossen als Mitarbeiter auf Staatskosten ein.

 

FELIX BERGAUER

Alter: 49
Wohnort: Massenhausen
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Aufgewachsen in: erst München-Schwabing, dann Massenhausen
Lieblingsessen: Spaghetti Carbonara
Lieblingsfilm: Der Clou (Der Kandidat hat keine Fragen beantwortet.)

 

BERNHARD KRANICH

Alter: 54
Wohnort: Freising
Familie: verheiratet
Aufgewachsen in: Bauernhof in Niederbayern
Lieblingsessen: Pollo Peruano
Lieblingsfilm: Krieg und Frieden

(Der Kandidat hat keine Fragen beantwortet.)

 

HERBERT SACHS

Bayernpartei
(Der Kandidat hat keine Fragen beantwortet.)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2018.
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