Vital und nachdenklich
Zehn Jahre Künstlerstammtisch Hallbergmoos

Seit zehn Jahren trifft sich der „Künstlerstammtisch Hallbergmoos“ nicht nur zum geselligen Beisammensein, sondern vielmehr zum fachlichen Austausch und zur Organisation gemeinsamer Ausstellungen. Zum Jubiläum zeigen nun zehn Mitglieder einen Querschnitt ihres vielseitigen Schaffens über drei Etagen im Hallbergmooser Rathaus.

Das Gros der Exponate besteht aus realistischen Aquarell- und Acrylbildern verschiedenster Sujets. So gewährt der meisterhafte Aquarellist Hans Fraunhofer farbstarke Einblicke in seine Reiselust. Seine Momentaufnahmen von Florenz, Venedig und Mecklenburg erstrahlen allesamt derart in einem warmen Licht, dass sie zu regelrechten Stimmungsbildern avancieren. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Inez Eckenbach-Henning mit ihren mediterranen Impressionen. Auch Annelise Adelsperger liebt es, in die Welt der Farben einzutauchen. Neben vielfarbig leuchtenden Fabeltieren zeigt sie zwei monochrome, illusionistische Stadtlandschaften, in denen das Blau, beziehungsweise Schwarz, in Kombination mit Weiß mehrfach überlagert wurden, so dass vielschichtige Bildwelten entstanden sind.

Neben solch vitalen Werken gibt es aber auch sehr nachdenklich stimmende Arbeiten zu sehen, die an die Vergänglichkeit gemahnen. So hat Stefanie Ihlefeldt unter dem Titel „Es war einmal“ zwei Bilder entwickelt, in denen sie Portraitfotos einer Frau und eines Mannes mit gespachtelten Acrylfarben in morbidem Colorit mehrfach flächig überlagerte. Das gleichzeitige extreme Hell-Dunkel erscheint in diesem Zusammenhang wie ein Sinnbild für Leben und Tod. Noch radikaler visualisiert Konrad Dördelmann in seiner konzeptuell angelegten Serie „Ritter, Tod und Teufel“ die Endlichkeit des Seins. Seit 1996 ließ er 490 Menschen, darunter so namhafte Persönlichkeiten wie Otto von Habsburg, Horst Eberhard Richter, Konrad Kujau oder Jürgen Möllemann, ihre Hand in eine Wachsschicht, die auf eine Kupferplatte aufgetragen wurde, drücken. Im weiteren Vorgehen wurden diese Platten wie Radierungen bearbeitet. Der Clou am Konzept besteht darin, dass die Drucke erst nach dem Tod der Protagonisten veröffentlicht werden. Obwohl in der Ausstellung nur 16 Handabdrucke zu sehen sind, ist es beeindruckend, wie sich allein an einem solchen Abdruck Charaktereigenschaften ablesen lassen. So lässt sich an der Abbildung unschwer erkennen, dass der Freisinger Grafiker Friedrich Kohlsaat ein kraftvoll zupackender Macher war.

Weitere außergewöhnliche Drucke stellen die Monotypien von Heike Jäschke dar. Sie legte echte Federn ins malerische Farbbett und druckte auf voluminöses Büttenpapier, so dass im doppelten Sinn ein Druck entstand. Neben dem rein technischen Vorgehen eben der körperhafte, sich ins Papier grabende Abdruck einer Feder. Ähnlich poetisch mutet die Serie von Öldruck-Miniaturen von Brigitte Hoppstock an. Mit minimalen Mitteln, tief leuchtenden Farben und geschwungenen Linien fertigte sie informelle Bewegungsstudien. Die Dynamik liegt auch der Kalligraphin Renate von Henneberg am Herzen. Am liebsten bringt sie Texte von Laotse, Coelho und Hesse malerisch in Kreisform. Gerhild Hoffmann dagegen huldigt der Schöpfung mit metallischen Bronzen, mit denen sie ihre reliefartig aufgesetzten Fundstücke aus der Natur fasst. Die Natur, und zwar in Stein gemeißelt, ist gleichfalls ein großes Thema von Roswitha Prehm, der einzigen Bildhauerin der Gruppe. So grandios ihre vollplastische Blume in Speckstein erstrahlt, so feinsinnig sind ihre mythologisch bestimmten Reliefplatten, die einen Lebensbaum, ein Labyrinth und eine Blume des Lebens darstellen. Mit diesen Arbeiten rundet sie das Wirken der Gruppe sowohl in technischer wie in inhaltlicher Hinsicht zu einer Ganzheit ab.

bis 12. Dezember 2013
Rathaus Hallbergmoos, Theresienstraße 76
Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, Donnerstag von 14 bis 18.30 Uhr
am Sonntag, den 1. Dezember, sind von 14 bis 17 Uhr die Künstler anwesend

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Dezember 2013.
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