Wand im Wandel
Der Weg war lang vom Korbinians-Brünnlein bis hin zum „Kletterzentrum-Freising“

Trainiert haben sie am liebsten schon immer zuhause, die Bergfexe des Alpenvereins Freising. Früher, ja früher da kletterten sie die schartige Mauer am Korbinians-Brünnlein hoch. Sehr zum Erstaunen von Liebespaaren und Spaziergängern, die den Schlangenweg am Weihenstephaner Berg bevölkerten. Was damals etwas befremdlich anmutete, ist heute Kult und mit ein Grund für den Boom beim Alpenverein Freising. Der hat den Trend, künstliche Wände hoch zu klettern früh erkannt und am Seilerbrückl schon vor Jahren für eine „Bolder“-Anlage gesorgt, an der man sich über alle Schwierigkeitsgrade hinweg hangeln und abstürzen, sich aber nicht groß verletzten kann, weil eine dicke Matte am Boden alles abfedert. Schön und gut, aber längst nicht mehr ausreichend für einen über 4.000 Mitglieder zählenden Verein und eine Kletterabteilung, die stetig angewachsen ist in den vergangenen Jahren.

„Es hat sich gewaltig entwickelt“, sagt Christian Rester, der Vorsitzende des Alpervereines Sektion Freising. Vor zehn Jahren schon kam die Idee auf, eine Kletterhalle zu bauen. Man hat sich für einen Anbau am Seilerbrückl, für ein richtiges Kletterzenterum entschieden. Nun ist die Halle fertig. Sie ragt über 14 Meter hoch auf, ist von weitem schon zu sehen, wenn man die B 11 stadtauswärts Richtung „Ledererbuckel“ fährt. Und sie ist ein echtes Schmuckstück, in dem nicht nur 1,2 Millionen Euro, sondern auch jede Menge Eigenleistung steckt. Ein harter Kern von einem Dutzend Leuten war praktisch ständig auf der Baustelle zu fidnen. Allen voran packte der zweite Vorsitzende, Hans Baumgartner, an allen Ecken und Ende mit an. Aber auch Alpenverein-Urgesteine wie Otto Gmeiner trugen ihren Teil zum Gelingen der neuen Kletterhalle bei. Über 7.000 Stunden selbst geleistete Arbeit stecken in dem stolzen Bau. Alle haben mitgeholfen. Laut Rester hat man Wochenenddienste eingerichtet. Er spricht im Rückblick von „einer anderen Art des Bauens“ und davon, dass manche „richtig scharf geworden“ seien auf die Arbeit und dauerhaft mitgeholfen hätten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. 950 Quadratmeter Kletterfläche bietet die Halle. Alle Schwierigkeitsgrade sind abgedeckt, vom Anfänger bis zum Extremkletterer findet hier jeder die richtige Herausforderung für sich. Laut Rester ist für jeden, der sich für’s Klettern interessiert etwas dabei. Nicht nur im Innenbereich sondern auch außen, an der zum Bahngleis hingewandten Seite, wo man weitere 200 Quadratmeter Kletterfläche geschaffen hat. Dafür wurde innen nicht alles zugepflastert. Im Eingangsbereich hat man eine Wand bewusst offen gelassen. Dahinter befindet sich unten ein Empfang mit Theke sowie Duschen und Umkleiden im 1. Stock.

Rester ist mächtig stolz auf seinen Verein und das was, man am Seilerbrückl geschaffen hat. Großen Wert legt er darauf, dass das Kletterzentrum keineswegs eine vereinsinterne Angelegenheit, sondern ein offenes Haus darstellt, das nicht nur Mitglieder, sondern auch die Allgemeinheit in vollem Umfang nutzen kann. „Wir haben sieben Tage offen, an sechs Tagen ist die Halle für jeden nutzbar“, betont der Sektionschef. Nur der Donnerstag ist den Mitgliedern des Alpenvereins vorbehalten, von Freitag bis Mittwoch steht das Kletterzentrum jedermann offen. Es wird Tageskarten und Jahreskarten geben, wie Rester verrät. Mehr Informationen zum Kletterzentrum finden sich unter: www.kletterzentrum-freising.de

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom November 2014.
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